Der Ortsteil Finkenkrug ist der von Berlin aus gesehen westlichste und größte Stadtteil außerhalb der Ortsteile Falkenhagen und Seegefeld.
Der Name rührt vom eher bestehenden Ortsteil „ Alter Finkenkrug“.
Gründer Finkenkrugs war der Kaufmann Bernhard Ehlers, welcher 1888 das Rittergut Seegfeld mit zugehörendem Land um die Bahnhöfe Seegefeld und Finkenkrug kaufte. Südlich der Bahnlinie der preußischen Eisenbahn bzw. des seit 1850 bestehenden Haltepunkts „Finkenkrug“ stellte Ehlers 1891 einen Bebauungsplan mit einer Größe von 90 Hektar auf.
Behördlich genehmigt wurde 1893 die Anlegung einer Kolonie mit 30 Villen in Bahnhofsnähe, welche den Namen „Neu-Finkenkrug“ erhielt.
Erste Kaufverträge wurden 1892 geschlossen und erste Häuser entstanden kurz darauf.
Der Bahnhof Finkenkrug
1892 entstand nahe der Eisenbahnhaltestelle ein Bahnhofsrestaurant und 1893 das Gartenrestaurant „Neuer Finkenkrug“. Diese Lokalitäten waren beliebte Ausflugslokale der Berliner.
Ehlers betrieb das Konzept nicht weiter und verkaufte 1898 das Rittergut Seegefeld ( ca. 657 Hektar) der Deutschen Ansiedlungsbank in Berlin-Halensee, welche einen Siedlungsplan auf ca. 258 Hektar entwickelte. Dieser wurde 1903 genehmigt und enthielt neben Schule und Kirche auch einen Friedhof, Feuerwehrhaus und ein Verwaltungsgebäude. Ehlers selbst behiet ca.m 8 Hektar und baute sich einen Sommersitz 1901, die „ Villa Tusculum“ auf einer erhöhten Fläche in der heutigen Parkstraße.
Später entstanden u.a. Villen in der heutigen Rudolf-Breitscheid-Straße im Historismus und Jugendstil sowie das Hotel-Restaurant „Bellevue“, welches heute saniert ist und Wohnungen beherbergt.
Die Finkenkruger Kirche
1906 wurden die Schule in der Waldstraße als Backsteinbau und 1926 die Finkenkruger Kirche in einem Stilmix u.a. von Romanik, Expressionismus und Moderne erbaut.
Der Platz des Kirchenareals wurde 2006/ 2007 nach dem ersten Pfarrer, Otto Voigt, benannt, welcher mehrfach von den Nationalsozialisten vom Dienst suspendiert und auch inhaftiert wurde.
Es entstanden auch Kuriositäten, wie z.B. 1904 das Parkhaus im Poetenweg, „Hexenhaus“ genannt aus massiven Eichenstämmen, welches bereits als Filmkulisse diente.
1907/ 08 ließ die Ansiedlungsbank 8 Musterhäuser im Bereich des heutigen Elsterplatzes bauen, welche dann 2 Monate besichtigt werden konnten. Dies zog zahlreiche Berliner an und so nahm die Bebauung des Ortsteils weiter seinen Lauf. Von 163 Einwohnern im Jahr 1905 wurden 650 Einwohner im Jahr 1913.
Der Lindenweiher Finkenkrug
Durch seine Lage am Rand des Havelländischen Luchs war es erforderlich, ein Grabensystem anzulegen, um weitere Bebauung zu ermöglichen. So entstand 1902 der Lindenweiher als Teil dieses Systems zur Wasserregulierung fast im Zentrum des Ortsteils. 1905 gab es hier auch eine Badeanstalt, die heute nicht mehr existiert. Heute gehört dieses Biotop zu den geschützten Landschaftsteilen. Eine sehr engagierte Bürgerinitiative, vorrangig bestehend aus Anwohnern, kümmert sich seit 1992 um den Erhalt und die Pflege des Weihers.
Hier wurden bereits seltene Tierarten entdeckt, wie Eisvogel und Uhu.
Der Bredower Forst
Ein weiteres Highlight im Nordwesten von Finkenkrug ist der 1930 angelegte
„ Erste Naturlehrpfad Deutschlands“ im Bredower Forst.